Ein säuberlich auf reinweißem Pergament geschriebener Brief erreicht das Handelshaus Amboss und Feder in der Nacht. Seinem guten Material zum Trotz wirkt dieser Brief doch etwas mitgenommen von seiner langen Reise in den Satteltaschen vieler berittener Boten.
Athanor Alanir
Ersehnte Geborgenheit
Das Sonnenlicht strahlte auf das blütenweiße Pergament. Er konnte kaum darauf blicken, ohne dass ihm die Augen schmerzten. Doch er musste endlich diesen Brief schreiben, er musste jenen daheim endlich sein Verschwinden erklären. Daheim? Wo war er denn wirklich daheim?
Stiller Abschied
Es musste nun schon gut zwei Monate zurückliegen, doch Athanor konnte sich noch immer sehr gut daran erinnern.
Fieberhafter Wahnsinn
Athanor öffnete langsam die Augen. Und blickte geradewegs in die flackernden Flammen des Kerzenständers links neben seinem Bett. Flackernden Flammen? Wer sollte denn die Kerzen entzündet haben? Er selbst konnte es unmöglich gewesen sein. Er hustete. Zu weiter reichenden Überlegungen fühlte er sich nicht in der Lage, blieb einfach liegen und betrachtete die Kerzen. Weiterlesen
Zwei Gesichter
Er blickte auf. Er sah ein Mädchen und eine junge Frau auf sich herabblicken. Beide waren ihm bekannt, obgleich er das Mädchen schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte und ein wenig länger brauchte, sie zu erkennen. Die Frau jedoch erkannte er sofort. Weiterlesen
Trockener Husten
Athanor hustete. Die Ganze Nacht ging das schon so, seine Kehle war ausgetrocknet, jedes erneute Husten kroch schmerzvoll hervor, so schmerzvoll, dass er sich beinahe wunderte, warum er kein Blut hustete. Hatte er doch das Gefühl, beinahe seine Lunge in Stücke zu reißen. Athanor versuchte verzweifelt, einen erneuten Hustenanfall zu unterdrücken. Womit hatte er das bloß verdient? Weiterlesen
Frischer Fisch
Athanor stand bis zu den Knöcheln im Wasser, seine Schuhe hatte er auf einen Stein neben sich gelegt. Das eiskalte Wasser des Baches der Siedlung umfloss seine Zehen, und nach dem anfänglichen Kälteschock empfand er es doch als durchaus angenehm, wenn nicht sogar beruhigend. Zudem hatte er bereits mehrmals Leute über die heilende Wirkung des Kältereizes solch kalten Wassers diskutieren hören, gleichwohl einige andere auch behaupten, dass Krankheiten erst dadurch entstehen könnten. Weiterlesen
Flackernde Gedanken
Vieles war in letzter Zeit geschehen. So vieles.
Athanor saß vor seinem Kamin, daheim, in seinem Haus. In seiner linken Hand hielt er einen Trinkbecher aus Zinn, auf dessen Oberfläche der flackernde Schein des Feuers tänzelte. Er dachte nach. Über Dinge, die nunmehr bereits länger zurücklagen. Weiterlesen
Nasses Kissen
Die Botin hatte soeben das Sippenhaus verlassen. Athanor drehte sich um und wandte sich dem großen Haufen Silberlingen zu, die auf dem Kartentisch lagen. An die eintausendfünfhundert Münzen glänzten verlockend im Schein der Kerzen. Athanor strahlte vor Glück. Sein erster erfolgreich abgeschlossener Handel seit Ewigkeiten. Das, was einst sein Leben bestimmen sollte, kehrte nun langsam aber beständig zurück. Weiterlesen
Warme Milch
Athanor öffnete die Tür zu seinem Haus und ging hinein, Erelya folgte ihm zögernd, blieb kurz hinter der Tür stehen, während er sich bereits daran machte, den Kamin und die Kerzen zu entzünden.
„Fühl dich wie zu Hause“, sagte er, während er von Kerze zu Kerze huschte. „Es ist sogar Milch da. Hier.“ Er deutete auf den Tisch in der Mitte des Raumes. „Ich werde mich einmal schnell umziehen gehen.“ Weiterlesen